Unser besonderes Verhältnis zur SCHWEIZ

SCHÜLER-MESSEBAU aus Rottweil  

"Neckarschweizer" - '"Schwäbische Eidgenossen"


Die Neue Zürcher Zeitung berichtet:


Keine Angst vor den Rottweilern

Mit keiner anderen Stadt ist die Schweiz so eng verbunden wie mit Rottweil. Nicht wegen der Hunde der gleichnamigen Rasse, sondern wegen der menschlichen Mitkämpfer im «Ewigen Bund». Er gilt seit genau 500 Jahren – und lebt weiter.

Er gilt als treu, wachsam und unerschrocken: der Rottweiler. Doch der Ruf dieser Hunderasse ist trotzdem nicht der beste: Rottweiler gehören zu jenen Hunden, die gelegentlich beissen und deren Haltung in manchen Kantonen der Schweiz bewilligungspflichtig oder verboten ist. Die Hunderasse kam wohl zu Zeiten des Römischen Reichs nach Rottweil, das damals Arae Flaviae hiess: die älteste Stadt auf dem Gebiet des heutigen Baden-Württemberg. Als treu und unerschrocken galten dann im Mittelalter auch die Mannsbilder aus Rottweil, erfahren zudem im Armbrust- und Büchsenschiessen. Die Eidgenossen hatten dennoch keine Angst vor ihnen, sondern fanden sich mit ihnen zu einem engen Bündnis. 1463 wurde Rottweil zunächst provisorisch ein zugewandter Ort der Eidgenossenschaft, im Jahr 1519 schloss man dann ein Bündnis auf ewige Zeiten. Bis heute ist es nicht aufgekündigt.

Treue, Liebe und Freundschaft

Das Jubiläumslogo des Ewigen Bunds. (Bild: Stadt Rottweil)
An diesem Wochenende reisen deshalb Delegationen aus der halben Schweiz in die schmucke Kleinstadt, die 50 Kilometer von der Landesgrenze an der Bahnstrecke Zürich–Stuttgart liegt und gut 25 000 Einwohner zählt. Zürich schickt die Stadträte Daniel Leupi und Michael Baumer, Basel-Stadt seine Regierungspräsidentin Elisabeth Ackermann, Glarus den Landammann Andrea Bettiga, hinzu kommen Stadt- und Gemeindepräsidenten sowie Stadträte aus allerhand Orten, auch der Schweizer Botschafter in Deutschland, Paul R. Seger, reist zu den Rottweilern. Gemeinsam feiern sie im Rahmen eines Stadtfests den seit 500 Jahren währenden Ewigen Bund. Rottweil ist beinah ein Unikum: Neben Mülhausen ist es der einzige den Eidgenossen zugewandte Ort, der heute nicht zur Schweiz gehört.

Im September 1519 hatten 12 der damals 13 Orte der Eidgenossenschaft das Bündnis mit Rottweil besiegelt: Zürich, Bern, Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden, Zug, Glarus, Freiburg, Solothurn, Schaffhausen und Appenzell. An der Urkunde, die im Rottweiler Stadtarchiv einen Ehrenplatz hat, fehlt das Siegel von Basel, das im Vertragstext zwar ebenfalls als Bündnispartner genannt wird, die Urkunde aber wegen des damals in Rottweil residierenden kaiserlichen Hofgerichts nicht ratifizieren wollte.

Die Bündnispartner schworen nichts Geringeres als «trüw, liebe und fründtschafft» und verpflichteten sich zu gegenseitiger Hilfe bei kriegerischen Auseinandersetzungen. So hatten die Rottweiler bereits 1476 den Eidgenossen geholfen, in der Schlacht bei Murten den burgundischen Herzog Karl den Kühnen zu besiegen, und waren 1515 mit ihnen bei Marignano untergegangen.

Stadtwappen Rottweil mit Schweizer Kreuz auf rotem Grund

Maurers Gruss an die Neckarschweizer

Das Bündnis ist bei all den Verwerfungen der letzten fünf Jahrhunderte lebendig geblieben. «Wir fühlen uns immer noch ein wenig als Neckarschweizer», sagt Rottweils Kulturamtsleiter Marco Schaffert. Zeugnis davon gibt etwa der Marktbrunnen mitten im Ort, an dem der Ewige Bund einst beeidet wurde und auf dem ein Schweizer Fähnrich thront. Der Bedeutung des Anlasses entsprechend hat auch Ueli Maurer eine bundespräsidiale Grussbotschaft für die extra aufgelegte Festschrift verfasst. Maurer würdigt darin, wie aus dem einstigen militärischen Unterfangen eine Nähe entstanden sei, «die sich seit Generationen in Freundschaft, regem Austausch und gegenseitiger Hilfe zeigt».

 

Städtepartnerschaft mit Brugg

Besonders eng sind die Bande zwischen Rottweil und Brugg. 1913 gründeten die beiden Orte im Gefolge des Ewigen Bundes eine Partnerschaft. Vom einstigen römischen Legionslager Vindonissa auf dem Gebiet des heutigen Brugg war die Gründung Rottweils ausgegangen. Regelmässig besuchen sich heute Delegationen aus den beiden Städten, sei es zum Jugendfest in Brugg oder zur Fasnacht in Rottweil. Alternierend führen die beiden Orte das Deutsch-Schweizer Autorentreffen in Rottweil und die Brugger Literaturtage durch. In der einen Stadt gibt es den Verein Brugger Freunde von Rottweil, in der anderen den Freundeskreis Rottweiler Freunde von Brugg.

Dass die Versprechungen gegenseitiger Hilfe keine leeren Worte sind, hat sich im letzten Jahrhundert gezeigt. So habe Brugg nach dem Ersten Weltkrieg die notleidende Bevölkerung von Rottweil mit Lebensmitteln und Geldspenden unterstützt, erzählt Marco Schaffert. Nach dem Zweiten Weltkrieg hätten die Brugger Kleider gespendet und Schulspeisungen für unterernährte Kinder durchgeführt. Die Rottweiler bedankten sich anschliessend zu Weihnachten mit der Lieferung von 500 Christbäumen.

Quelle: Neue Züricher Zeitung